Die Musik der Kapverden – die Sehnsucht nach einem unbenennbaren Ursprung
Mi. 12.02. - 19:00
Eintritt: 
frei

Sodade ist was Besonderes. Es entsteht genau in dem Moment, wo man geht und wieder heimkommt. Mit dem Bauch und dem Verstand ist man draussen – mit dem Herzen in der Heimat.

Mit Ende von Kolonialzeit und Ära der Dampfschiffahrt, als sie ein wichtiger Zwischenstop der Schiffe von Europa nach Südamerika waren, gab es auf einmal keine ausreichenden Erwerbsquellen mehr für ihre Einwohner. Es gibt noch weniger Regen als Arbeit. Seither sind die Kapverdianer ein Volk von Auswanderern. Dieses Leben fernab der Heimat zwingt ein ganzes Volk, das zu 2/3 außerhalb des Landes lebt, sich eine eigene greifbare Identität zu schaffen, die sich besonders in den Rhythmen und Melodien ausdrückt.

„Sodade“ – mit „Traurigkeit“ nur unzureichend übersetzt – als später Reflex der Versklavung und Ausdruck der Sehnsucht nach einem unbenennbaren Ursprung. Sie richtet sich auf das „weit entfernte Land“, wie es auch Cesaria Evora besingt. „Wir kennen den geografischen Ort dieser terra longe nicht“, vielleicht ist es Afrika. Es ist nicht nur das Land der Emigration, sondern zugleich das verlorene Land. Selbst wenn wir kein klares Bewusstsein mehr davon haben, ein Volk von Sklaven zu sein, unsere Seele, unsere Art zu singen, beruhen auf dieser Irrfahrt.“

Die Inseln haben ihren eigenen Sound – Das Geräusch der See, Wasser, Vögel, Stimmen in der städtischen Umgebung, der Wind und das Echo der Berge. Materialien aus Eisen, Plastik, Glassflaschen und Büchsen dienen als natürliche Materialien für Instrumente ebenso wie Holz, Muscheln, getrocknete Kürbis und Schoten.

Dies und die Lebensweise spiegelt sich in der Musik wider. Der Einfluss von mehren Kulturen und Rhythmen. Batuko ist afrikanischen, Morna portugiesischen Ursprungs, Funana hat ebenfalls starke Einflüsse aus Portugal.Eigentlich gibt es die kapverdischen Inseln außerhalb ihrer Drei-Meilen-Zonen gar nicht wirklich. Umso stärker entsteht aber in den Menschen, die von dort stammen und nun in Europa und Amerika leben, immer wieder diese Sehnsucht nach ihrer Heimat,- ein Gefühl, das kaum ein besseres Wort auf der Welt ausdrückt und das kaum eine Sängerin glaubwürdiger besungen wie Cesaria Evora: „Sodade“ (Saudade, Sehnsucht).

Um diesen Abend würdig zu gestalten, zwingt sich DJ Zipflo geradezu auf. Als einer der umtriebigsten heimischen Musikverrückten steht er seit Jahrzehnten an den Turntables und wird seinem Ruf als "österreichischer Botschafter der schwarzen Musik" mit großer Leidenschaft und tiefem Respekt für die Sounds gerecht, die er auswählt.
Pressetext (M.R.)